Thomas de Maziere hat auf einem Podium über Wikileaks und die damit verbundenen Herausforderungen für unsere Demokratie diskutiert, Markus von netzpolitik.org hat darüber gebloggt. Was mich immer wieder an Politikern fasziniert, die Wikileaks kritisieren, ist das Argument, es wäre doch schöner, wenn diese Whistleblower sich auf "repressive Staaten" konzentrieren.
Gern werden in solchen Momenten China und der Iran als Beispiele angeführt. (Unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Nachrichtenlage überraschend: Nicht Ägypten, Tunesien oder Saudi-Arabien! Die sind ja auf der richtigen Seite der Macht.) Mal abgesehen davon, dass die selben Politiker liebend gern Wirtschaftsdeals mit China eintüten, den schlafenden Tiger beschwören und Siemens-Technologie in den Iran liefern lassen. Natürlich nur, damit unsere Freunde vom Mossad dann einfacheres Spiel haben, ihre Hacking-Angriffe loszulassen.
Aber mal abgesehen von globalpolitischen Wichtigkeits-Träumereien, denen sich ja auch Julian Assange hingibt: Wen würde es denn hier interessieren, geschweige denn überraschen, wenn Wikileaks ein Dokument fände, in dem nachgewiesen wird, dass die Volksrepublik China Lu Xiaobo absichtlich ins Gefängnis geworfen und seine Frau unter Hausarrest gestellt hat? Wer würde sich darüber wundern, dass im Iran hoch-offiziell Menschen wegen aus westlicher Sicht banalen Dingen gesteinigt werden?
Bei allem latenten Anti-Amerikanismus: Collateral Murder war eine Sternstunde des Journalismus, weil zwar diverse Pseudo-Linke den Amerikanern so etwas zutrauen, es ihnen aber keiner bisher beweisen konnte. Und unter dem Video zu leiden haben weder Julian Assange, auch wenn er um sein Leben fürchtet, um sich nicht Vergewaltigungsanschuldigungen in Schweden zu stellen. Noch leiden darunter die US-Soldaten im Irak, denn die waren schon immer nur die schwächsten Glieder der Kette und halten ihren Kopf hin. Interessant ist vielmehr der Umgang der Justiz mit Bradley Manning.
Das ist spannend und wichtig. Für solche Dinge brauchen wir Wikileaks und Co. (Nicht aber Julian Assange oder Daniel Domscheidt-Berg und seine Katze). Wenn hingegen in China ein Sack Reis umfällt, kratzt das hier keinen Kartoffelkäfer.
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