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Thursday, February 17, 2011

Plagiator

Der Mann mit den tausend Namen hat ein Problem. Offenbar hat er für seine Dissertation unerlaubterweise einige Dinge unmarkiert zitiert. Der (hochgebildete) Volksmund nennt das ein Plagiat. Die Presse sieht sich endlich mit Munition gefüttert, um dem Shooting-Star und Saubermann eins auszuwischen, den sie selbst erst zu selbigem gemacht hat. Da muss dann schon Franz-Josef Wagner ungefragt die Kohlen aus dem Feuer holen, den das Bildblog bei dieser Gelegenheit gleich mal wieder der Doppelmoral überführt.

Nun kann man sich erstmal, wie Alvar Freude, zurecht fragen, ob denn Herr Guttenberg als Bundestagsabgeordneter und Obmann der CDU im Außen-Ausschuss überhaupt die nötige Zeit finden konnte, diese Dissertation selbst zu schreiben oder ob er sich da vielleicht noch ganz anderer Hilfsmittel bedient hat. Fragen, die ernst genug sind, um ihn lieber erstmal nicht als Stargast auf Wahlkampftour zu schicken.

Mir kommt diese ganze Show jetzt allerdings übertrieben vor. Eine Dissertation wird oft nicht mal von allen Gutachtern, geschweige denn von der Promotionskommission oder gar irgend jemand anderem, vollständig gelesen. Insofern hat Guttenberg sich da aus wissenschaftlicher Sicht frevelhaft verhalten, schadet aber letzten Endes nur sich selbst und seinem Doktorvater.

Wo aber war der Aufschrei als Guttenberg auf dem Rücken unserer Soldaten in Afghanistan seine Graf&Gräfin-Show abgezogen hat? Fand die Presse es erwähnenswert, als er sich als Wirtschaftsminister zum willigen Handlanger von Zensursulas Netzzensur-Plänen machte? Wo war der ehrliche Zorn als er die mehr als 130,000 Unterzeichner der Petition von Franziska Heine als Pädophile verunglimpfte?

Edit: Wär ja auch zu schön gewesen, wenn ich als Einziger auf die Titel-Idee gekommen wäre...

2 comments:

Anonymous said...

Klar, es ist nicht nur schade, sondern auch schlecht für die demokratische Kultur, wenn bei den vielen wirklich wichtigen Themen niemand aufschreit. Aber dieser Fall ist damit nicht zu vergleichen, weil der Herr zu Guttenberg hier ganz alleine selber Schuld ist und der an sich selbst scheiternde Held dramaturgisch nunmal sehr spannend ist. Und außerdem: Es müssen ja nicht erst alle schlimmeren Verbrechen gesühnt sein, damit wir uns alle mal ein Bisschen Schadenfreude gönnen können.

Michael K said...

Schadenfreude ist nicht das richtige Wort. Ich bin einfach erleichtert, dass er jetzt fliegen wird. Und ich sehe auch keine Alternative - er ist als Minister nicht mehr zu retten und er scheitert auch mehr als verdient. Freuen wir uns also einfach mal ;)